Das Blaue Interview

Persönliches von Persönlichkeiten der SHK -Branche

Heute:

Prof. Dr. Martin Viessmann,
Geschäftsführer der Viessmann
Werke GmbH & Co. KG

Martin Viessmann

Welche Grundwerte möchten Sie in Ihrem Unternehmen gelebt sehen?
Die Marke Viessmann steht für Werte wie Innovation, Spitzenqualität und Effizienz, aber auch für Verlässlichkeit, Fairness und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. An diesen Werten orientieren sich auch unsere Unternehmensgrundsätze, die wir als „Verfassung des Unternehmens“ ansehen und die die Richtschnur des täglichen Handelns aller Mitarbeiter ist.

Wie charakterisieren Sie die aktuelle Energiesituation?
Seit 1970 hat sich der weltweite Energieverbrauch verdoppelt und er wird sich bis 2030 verdreifachen, wenn die Entwicklung so weiter geht. Wir verbrauchen in einem Jahr so viel Energie wie in einer Million Jahren entstanden ist. Angesichts der limitierten Ressourcen von Öl und Gas sowie der CO2-Problematik muss der Verbrauch reduziert werden, obwohl der Energiebedarf der Entwicklungs- und Schwellenländer weiter zunimmt. Da das Potenzial der erneuerbaren Energien nicht ausreicht, den Bedarf komplett abzudecken, muss vor allem die Energieeffizienz erhöht werden. Effizienz ist sozusagen die wichtigste Ressource.

Welche Herausforderungen stehen in den nächsten 12 Monaten ganz oben auf Ihrer Liste?
Die Herstellung einer langfristig verlässlichen und bezahlbaren Energieversorgung, sowie der Klimaschutz sind die wohl größten Herausforderungen, denen die Menschheit heute gegenübersteht. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen kann unsere Branche einen wesentlichen Beitrag leisten. In Europa geht es konkret darum, den Gebäudebestand so schnell wie möglich energetisch zu sanieren.

Welche Themen sehen Sie für die Installateure in naher Zukunft von großer Bedeutung?
Eine wichtige Aufgabe der SHK-Branche ist es, den Anlagenbetreibern Orientierung zu geben und sie bei ihren Investitionsentscheidungen qualifiziert zu beraten. Voraussetzung dafür ist, dass die Betriebe das gesamte Spektrum der effizienten Heiztechnik, auch für erneuerbare Energien, abdecken – also kompetent beraten und die An-lagen fachgerecht ausführen können. Dazu müssen sie ihre Mitarbeiter umfassend schulen. Außerdem muss jeder Heizungsbauer zunächst „seinen Bestand“ genau kennen und wissen, wo die Modernisierungspotenziale liegen.

Welche Möglichkeiten zur energetischen Sanierung gibt es?
Das hängt vom Einzelfall ab – von der Gebäudebeschaffenheit, vom zur Verfügung stehenden Energieträger und letztlich auch vom Budget des Anlagenbetreibers. Als wirtschaftlichste Lösung bietet sich die Brennwerttechnik mit ihrem hohen Einsparpotenzial und den niedrigen Gesamtinvestitionen an. Wem es in erster Linie darum geht, seine CO2-Emissionen zu senken, für den bietet sich der Einsatz eines Biomassekessels an. Sofern das Gebäude gut gedämmt ist und das hydraulische System mit niedrigen Temperaturen auskommt, eignet sich auch eine Wärmepumpe. In jedem Fall empfiehlt es sich, den neuen Wärmeerzeuger mit einer thermischen Solaranlage zur Heizungsunterstützung und Warmwasserbereitung zu kombinieren. So kann im Sommer die Warmwasserbereitung ausschließlich durch Sonnenenergie erfolgen. Mit Heizungsunterstützung kann die Solaranlage über das Jahr gerechnet mehr als 30 Prozent Brennstoffkosten einsparen. Es gibt viele Optionen, Nichtstun ist die schlechteste.

Was bedeutet das für den Endverwender?
Für ihn ergibt sich eine klassische Win-Win-Situation. Eine Investition in energiesparende, effiziente Technik ist immer eine gute Investition. Sie dient nicht nur dem Klimaschutz und spart Energie, sondern senkt auch die Heizkosten des Investors.

Welche Rolle spielt der Staat in diesem Zusammenhang?
Der Staat trägt die Verantwortung, dass die von ihm selbst gesetzten energie- und klimapolitischen Ziele erreicht werden. Er muss deshalb Rahmenbedingungen schaffen, die geeignet sind, den Modernisierungsstau im Gebäudebestand aufzulösen. Wichtig dabei ist, dass Förderprogramme und ordnungsrechtliche Maßnahmen technologieoffen und energieträgerneutral gestaltet werden. Dem Anlagenbetreiber muss es überlassen bleiben, auf welchem Weg er die Anforderungen erfüllt.

Danke für den Gedankenaustausch.
Mike Hannemann

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